Tag 17: Izmir – Canakkale
Irgendwie spürt man heute das tägliche Motorradfahren. Obwohl die Straßen gut, die Gegend abwechslungsreich ist, fährt man irgendwie lustlos dahin. Henry geht es ähnlich. Das ändert sich aber wieder, sobald wir in Canakkale eintreffen. Eine schöne, pulsierende Stadt an den Dardanellen gelegen. Verbreitet Urlaubsfeeling und ist mit seinen 100.000 Einwohnern überschaubar. Canakkale ist für uns deshalb wichtig, da wir mit der Fähre am nächsten Tag auf den europäischen Teil der Türkei wollen und uns so den Umweg über Istanbul sparen können. Nach dem wir die Tickets gekauft haben, sitzen wir in einem netten Lokal an der Uferpromenade und beobachten die an uns vorüberziehenden Schiffe. Interessant, was für ein Verkehr hier doch herrscht.
Tag 18: Canakkale – Kavala
Stehen zeitig in der Früh auf und fahren die 35 km nach Troja. Wenn schon nicht Ephesus, dann doch wenigstens Troja. Leider nein. Stehen um 09:00 Uhr vor dem Schranken. Besuchszeiten von 09:00 bis 20:00 Uhr. Nix da. Heute nicht. Ist Ende von Ramadan. „Heute öffnen wir erst um 13:00 Uhr“, erklärt uns höflich der Schrankenwärter. 4 Stunden warten? Na dann halt nicht. Zurück ins Hotel, Motorräder beladen und ab auf die Fähre. Irgendwie ist hier der Abschied von der Türkei, obwohl die Grenze noch ein Stück weiter westlich ist. Aber für uns endet hier das Abenteuer Türkei mit einem für uns überaus positiven Eindruck. Begeistert von der Gastfreundschaft, der Landschaft mit all den Sehenswürdigkeiten ist die Türkei für uns ein Reiseland geworden, welches wir Individualreisenden nur empfehlen können.
Zuerst die türkische, dann die griechische Grenze. Beides kein Problem. Und dann sind wir wieder in der EU. Ab jetzt gilt wieder der Euro. Und das gleich in ungewöhnlicher Menge. Verwöhnt von der Türkei, müssen wir zur Kenntnis nehmen, daß Griechenland teuer ist. Es stimmt, daß unser Hotel in Kavala am Strand gelegen, ausgestattet mit großzügigem Pool und Poolbar auch in der Türkei kein Schnäppchen gewesen wäre. Aber daß ich dann nicht mal mit einem 100 Euroschein bezahlen kann, weil das Lesegerät nicht da war oder funktioniert, das waren wir die letzten Wochen einfach nicht gewohnt. Auch war es mit der Gastfreundschaft augenblicklich vorbei. Nicht nur, daß die Leistungen schwächer als in der Türkei waren, wußte man den Touristen bei jeder Gelegenheit zu schröpfen. Irgendwie schade um dieses Griechenland. Ich kenne es aus meinen unzähligen Urlauben anders. So wie eben die Türkei heute ist. Ich kann verstehen, warum die Türkei als Urlaubsland boomt.
Abendessen findet im Hotel statt. Unser Hotel ist doch etwas außerhalb und fahren wollen wir heute nicht mehr. Wir trinken noch an der Poolbar mit Bruno ein Bier und verabschieden uns von ihm. Gute Reise, wir sehen uns in Wien!
Tag 19: Kavala –Thessaloniki
Nach einem Vormittag faul am Pool (erst ab 10:00 Uhr geöffnet!?!), fahren wir nach einem leichten Snack zu Mittag Richtung Thessaloniki. Die ca 200 km waren nicht wirklich lang, da die Straßen sehr gut sind und die Fahrt entlang der Küste mit ständigem Blick aufs Meer die Fahrzeit sowieso verkürzt. Bis der Verkehr plötzlich merklich mehr wird. Wir müssen uns sehr konzentrieren, da der Verkehr ähnlich dem in Istanbul ist. Nur auf griechisch halt. Trotz Navi stehen wir plötzlich etwas planlos im Zentrum Salonikis. Und was passiert? Ein junges Pärchen hält neben uns, springt heraus und hilft uns. Doch auch nette Leute in Griechenland!. 5 Minuten später parken wir unsere Motorräder am Gehsteig vor dem Hotel. Mitten in der Stadt gelegen und daher ideal für uns. Thessaloniki hat ca. 330.000 Einwohner, liegt an den nordwestlichen Ausläufern des Chortiatis und grenzt an den Thermaischen Golf. Als Wahrzeichen der Stadt gilt der von Sinan erbaute „Weiße Turm (Lefkos Pyrgos), den wir natürlich besuchen. Nicht ohne vorher in einem der unzähligen kleinen Kneipen ein kühles Bier getrunken zu haben. Entspannt schlendern wir durch den alten Teil Salonikis. Schöne, gepflegte Häuser und Geschäfte, sauber, Urlaub. Etwas abseits des Tourismustrubels finden wir ein feines Fischlokal mit Tischen im freien. Vorzüglich! Paßt alles. Am Weg zurück zu unserem Hotel finden wir das Picadilly. Eine Location zum Abfeiern. Tolles Interieur, großzügig als Bar gestaltet, mit einem fließenden Bereich nach außen. Dies manifestiert sich auch darin, daß je später es wird, die Tische der Bar immer mehr Richtung Straße wandern. Irr, aber gut. Klar trinken wir da noch eine Runde Whisky. Dann wird es aber doch Zeit, unser Hotel aufzusuchen. Wir biegen um die nächste Ecke Richtung Hauptstraße und verstehen plötzlich unser eigenes Wort nicht mehr. Auf ca 300m enger Gasse, reiht sich ein Lokal neben das andere und diese versuchen sich musikalisch zu übertreffen. Und dazwischen sitzen paralysiert die Besucher. Unglaublich, wie man dies aushält. Fluchtartig verlassen wir diesen Ort. In wenigen Minuten erreichen wir unser Hotel. Vorbei an unseren Motorrädern, gehen wir zu Bett.
Tag 20: Thessaloniki – Kalambaka – Meteora
Wir vermeiden die Autobahn und befahren gute Straßen in einer herrlichen Gegend. Wenig Verkehr, kurvige Streckenabschnitte, welche über Berge mittlerer Höhe führen. Da die heutige Etappe nicht sonderlich lang ist, können wir die Sache gemütlich angehen. Wir treffen am frühen Nachmittag in Kalambaka ein, wo wir auch bald ein nettes Quartier finden. Rein in die Jean und schon besuchen wir unser erstes Kloster, Megalo Meteoro.
Die Meteora Klöster gehören ebenfalls zum Weltkulturerbe der UNESCO. Der Name Meteora leitet sich von „meteizo“ ab, was „in die Höhe heben“ bedeutet. Dieser Name beschreibt die Lage der Klöster, die auf hohen Felsen errichtet wurden und bei dunstiger Luft zu schweben scheinen. Die gesamte Anlage besteht aus 24 einzelnen Klöstern oder Eremitagen, von denen heute nur noch sechs bewohnt sind.
Trotz des touristischen Hot Spots ist es dennoch möglich, sich alleine, wenn auch kurzfristig, in den Besuchsräumen, sei es Kirche oder Museum aufzuhalten. Faszinierend, was da zu sehen ist. Und auch die Tatsache, dass auch heute noch Leute diese Art des Lebens wählen. Beeindruckt fahren wir zurück in unser Hotel und genießen auf einer Terrasse den Sonnenuntergang und die griechische Küche. Beides besonders fein an diesem Abend.
Tag 21: Kalambaka – Ioannina – Igoumenitsa
Bevor wir diese Gegend verlassen, besuchen wir noch Agios Stephanos. Das etwa 1400 gegründete Kloster, wird ebenfalls noch bewohnt. Das Kloster trägt den Beinahmen „das Königliche“ was auf einen Besuch des byzantinischen Kaisers Andronikos III im Jahr 1333 zurückgeht. Im Jahr 1960 war das Kloster praktisch verlassen und kein Mönch mehr anwesend. 1961 wurde es in ein Frauenkloster umgewandelt. Sehenswert sind der Bischofsthron und die Pulte für Gesangbücher, die mit Perlmuttern verziert sind. Einige der in der Kirche vorhandenen Malereien zeigen beachtlich brutale Szenen. Abgeschlagene Köpfe und Gliedmaßen kommen des Öfteren vor.
Gegen Mittag starten wir unsere Maschinen und machen uns durch das Epirosgebirge auf Richtung Igoumenitsa. Kurvig und zunehmend an Höhe gewinnend, nahezu alleine auf passablen Straßen stehen wir plötzlich mitten in einem Skigebiet. Rundherum Lifte mit einem tollen Ausblick. Daß da im Frühjahr Teile der Straße weggebrochen sind, spielt eigentlich keine Rolle (War aber der Grund, warum die Straße eigentlich gesperrt war) David sei dank, galt diese Beschilderung nur für die anderen Verkehrsteilnehmer, wodurch wir weitestgehend alleine auf der Strecke waren. In Ioannina, an einem großen See gelegen, machen wir halt und essen eine Kleinigkeit. Nach kurzer Rast fahren wir weiter durch faszinierende, gebirgige Landschaften, die doch einiges an Konzentration erforderten. Aber schön. Teilweise 2spurig ausgebaut, gibt es keinen Grund nicht in zügiger Fahrweise diesen Teil der Strecke zu bewältigen. Und dann sehen wir es wieder. Das Meer! Von dort wird uns die Fähre wieder ein Stück weiter nach Hause bringen.
Igoumenitsa ist eine Kleinstadt mit ca. 25.000 Einwohnern. Schnell finden wir ein Hotel, (abenteuerliche Anreise..) und können unsere vorreservierten Tickets am Fährschalter abholen. Lokale gibt es genügend zwischen den beiden Fahrstreifen unten am Wasser. Ist jener Teil der Stadt, wo das Leben pulsiert. Auch die Fußgänger Zone liegt in unmittelbarer Nähe. Interessanter Platz zum Abendessen, da du die ganze Zeit ausländische Fahrzeuge beobachten kannst, die entweder gerade angekommen sind, oder, so wie wir, auf die morgige Fähre warten. Mit dem Aufbau einer Livebühne und Band, ist es mit der Ruhe vorbei. Macht nichts. Müssen morgen früh raus. Fähre geht um 07:00 Uhr.
