4. September 2011

Tag 1: Wien – Györ – Szeged

Treffpunkt ist auf der A4 die Autobahnraststätte bei der Ausfahrt Wien Schwechat. Bruno kommt aus Villach und hat bereits einige Stunden auf seinem Motorrad verbracht, bevor es überhaupt losgeht. Das sollte diesen Urlaub aber noch öfter vorkommen. Wir starten mit leichtem Regen und reihen uns in den Urlauberstrom Richtung Ungarn ein. Wie es sich erst später herausstellt, kassieren wir gleich zu Beginn unser einziges Strafmandat auf der ganzen Reise wegen zu schnellem Fahren im Baustellenbereich. Typisch Österreich! Die Strecke führt über Györ, Szekes Fehervar, nach Szeged. Eine wunderschöne Kleinstadt, mit regem Treiben am Abend und gut besuchten Sommerfestspielen.

3. September 2011

Tag 2: Szeged – Sibiu

Man kann nicht sagen, daß man den Vortag des Fahrens nicht spüren würde. Aber die Begeisterung für diese Reise und die Neugierde über das was da noch kommen wird, läst alle kleinen Blessuren schnell vergessen. Vergessen kann man auch alle Verkehrsregeln, wenn man nach Rumänien kommt. Da wird in einem Tempo gefahren, an Stellen überholt, daß dir selbst als Motorradfahrer Angst und Bang wird. Schlimm ist es dann, wenn du selbst überholt wirst und der Abstand zwischen deinen Satteltaschen und der Autokarosserie der Montagausgabe einer österreichischen Tageszeitung entspricht.
Die Grenze selbst überhaupt kein Problem und das Land ist ein echtes Agrarland. Kein Wunder, daß es hier so viele Störche gibt. Endlose Felder, welche nur vom Horizont begrenzt werden. Einfach schön, so durch das Land zu schweben. Vorbei an Arad erreichen wir am Nachmittag Sibiu (Hermannstadt). Nette Stadt mit einer wunderbaren Altstadt. Nächtigen preiswert in einem schönen Hotel mitten im Zentrum. Am Hotelparkplatz steht eine ganze Armada von KTM Enduro Maschinen. Das Hotel ist Ausgangspunkt für einwöchige Endurotouren in Rumänien. Sicher fein, da die Anreise mit dem Flugzeug möglich ist.

2. September 2011

Tag 3: Sibiu – Transfagarsan Hochstraße – Pitesti – Turnu Margurele

Wenige Kilometer nach Sibiu kommt es zum ersten fahrtechnischen Höhepunkt auf dem Weg nach Istanbul. Die Transfagarsan Hochstraße, das Stilfserjoch Rumäniens. Nur noch etwas spannender, da das Getümmel noch ärger ist als in Italien und bei uns das Wetter auch nicht wirklich perfekt war. Nebelschwaden und nicht wirklich warm. Aber für uns genau das was wir wollten. Kurven zum Abwinken, halbwegs passable Straße und wie immer und überall, schleichende Autos und Busse. Aber so muß es sein. Es war perfekt. Auch das Chaos am Paß. Da geht es zu wie auf einem Bazar. Aber halt nur, daß jetzt noch alle im Auto sitzen. Dazwischen die, die schon einen der wenigen Parkplätze gefunden haben und durch die Autokolonnen wandeln. Ach ja. Standeln gibt es natürlich auch noch überall entlang der Straße. Aber irgendwie geht’s doch. Schön. Wir verlassen die Passhöhe mit 2054m und fahren auf der anderen Seite Richtung Pitesti. Was sich jetzt ändert ist nicht nur das Wetter, sondern auch die Besiedelung des Waldes. Unglaublich, wo da überall gegrillt wird. In jeder Kurve parkt ein Auto, in jedem Bachbett geht es zu wie auf dem Oktoberfest und riechen tut das! Unglaublich. Leute sind sehr nett und winken auch oft zu uns herüber. Interessant, daß sich die Anzahl der Motorradfahrer in Grenzen hält. Auch Fahrradfahrer gibt es nicht allzu viele. Dafür Schlaglöcher und teilweise fehlt der Asphalt überhaupt. Das ist dann der Moment, wo die Rumänen das einzige mal wirklich langsam fahren. Mit unseren Enduros sind wir hier natürlich in unserem Element und genießen jede Minute. Auf dem Weg zu unserem geplanten Etappenziel, Turnu Margurele, fahren wir vorbei an endlosen Feldern, begleitet von heftigen Schlaglöchern betreffend Größe und Häufigkeit, sowie mitten  durch riesige Schwärme von Staren. Die Anzahl wird erst sichtbar, wenn sie beginnen aufzufliegen. Und das tun sie erst im letzten Moment vor dir auf der Straße. Da wird es dann dunkel und du siehst den Vordermann nicht mehr. So viele sind das. Ziemlich müde von der heutigen Tour erreichen wir dann unser Hotel in Turnu Margurele. Erinnert voll an die DDR Zeiten der 60er Jahre. Zimmer sind aber o.k., warmes Wasser gibt es auch und das Abendessen ist sehr gut. Was will man mehr.

1. September 2011

Tag 4: Turnu Margurele – Pleven – Plovdiv

Starten um 09:30, da wir rechtzeitig an der Grenze sein wollen. An der Grenze, welche rasch erreicht ist (irres Kopfsteinpflaster am Weg dorthin), sind wir alleine. Am Schalter für die Fähre treffen wir zwei Deutsche, Vater mit Sohn, welche mit dem Fahrrad unterwegs sind. Wollen auch nach Istanbul. Tolle Leistung bei der Hitze. Nachdem wir das Fährticket gelöst haben (€ 1,50.-!), warten wir bis wir „entern“ dürfen. Zuvor rollen noch einige mit Baustahl beladene Schwer LKW vom Schiff. Und das Schiff war mal ein Kohletransporter oder ähnliches. Einfach eine riesige Wanne mit Motor und Steuerrad. Und jetzt sind wir dran. 3 Motorräder, 2 Fahrräder und 1 Fußgänger. Verliert sich irgendwie in diesem riesigen Bauch. Egal. Das Schiff legt ab und wir überqueren die Donau. Vor uns liegt Bulgarien. Das letzte Land vor der Türkei. Das Wetter ist schön, es ist still um uns, wir treiben in der Strömung. Herrlich. Bald ist die Landestelle auszumachen, wo wir bulgarischen Boden betreten werden. Dann die Grenze. Moderner Bau, alles sieht gut aus. Und der Grenzverkehr ist enden wollend. 3 Motorräder und 2 Fahrräder! Wir bezahlen eine Benützungsgebühr wofür auch immer von € 1,50.- pro Motorrad und können fahren. Gute Straßen kein Verkehr, Pferdefuhrwerke und sitzende Leute vor deren Häusern. So begrüßt uns Bulgarien. Nicht unfreundlich, aber man merkt, daß hier der Wohlstand hart erarbeitet werden muß. Eine über 80 jährige alte Frau zerrt schwer an ihrem mit Brennholz beladenen Karren. Ohne Esel. Absteigen und helfen? Was ist dann morgen? Unter anderem sind es dann diese  Bilder, welche ich von meinen Reisen mitnehme.
Weitergeht es nach Pleven und von dort Richtung Trojanskipaß (1525m). Herrliche  Paßstraße mit fantastischer Aussicht. Gutes Wetter und wenig Verkehr. Griffiger Belag und jede Menge Kurven. Das macht Spaß. Nachdem wir das Rosental erreicht haben, geht es über Karlovo  weiter nach Plovdiv. Finden ein herrliches kleines aber sehr modernes Hotel nahe der Innenstadt mit einem schönen Innenhof, wo wir uns gemütlich ein Bier gönnen und auf Bruno warten. Der ist uns wieder verlorengegangen, da er versucht, daß ganze Land  in seinem Fotoapparat einzufangen. Und das braucht halt seine Zeit. Mit einem gemeinsamen Abendessen in der sehr gepflegten Altstadt, (wirkt überhaupt sehr sauber und renoviert), beenden wir dann unseren Reisetag.

31. August 2011

Tag 5: Plovdiv- Stara Zagora – Bursa – Carevo

Heute ist es eine eher kurze Etappe. Da macht es auch nichts, daß sich Bruno verschläft. Hat wieder bis weit nach Mitternacht seine Fotos auf den LapTop geladen. Fahren dann gemütlich Richtung Stara Zagora. Viel Verkehr und nicht immer einfach zu überhohlen. Das ändert sich erst, als wir Bursa links liegen lassen (wir fahren östlich daran vorbei) und entlang des Schwarzen Meer an unseren Zielort Carevo gelangen. Ist wie eine Urlauberstadt in Italien. Leute in der Badekleidung, Kinder die ihre aufblasbaren Krokodile oder Luftmatratzen schleppen und Kneipen, die zum Verweilen einladen. Genau das tun wir und essen ausgiebig. Auch die Suche nach dem Hotel ist einfach. Es ist das Hotel genau gegenüber. Nach der Frage, wo wir unsere Motorräder sicher unterbringen können, deutet das Mädel hinter der Rezeption einfach nur auf den Gehsteig vor dem Eingang. (Mit Englisch geht da auch nicht viel) Also parken unsere 3 Motorräder direkt neben den Blumentrögen mitten am Gehsteig vor den Stufen zum Hoteleingang. Da regt sich niemand auf. Und alle wissen, daß uns die Motorräder gehören. Hatte eigentlich nie das Gefühl, daß sie uns gestohlen werden könnten. Spazieren dann wie echte Touristen noch durch die volle Fußgängerzone und mischen uns unter die fröhlich feiernden bulgarischen Touristen.