25. August 2011

Tag 12: Taurusgebirge – Adana – Mersin

Wir verlassen nun den östlichsten Punkt unserer Reise und machen uns auf den Weg nach Süden. Zuvor machen wir aber noch einen Abstecher nach Derinkuyu, der größten zugänglichen unterirdischen Stadt. Manche Archäologen sehen die Hethiter vor 4000 Jahren als Erbauer der Höhlen. Andere vermuten die Christen, welche zum Schutz vor Verfolgern diese unterirdischen Städte angelegt hatten. Die freigelegten Räume haben eine Fläche von 2500m² und der tiefste zugängliche Punkt liegt 55m unter der Oberfläche. Nach ca. einer Stunde, die wir mit einem privaten Führer in der unterirdischen Stadt verbracht hatten, lösten wir unsere Motorradsachen in dem angrenzenden Kaffeehaus mit einen zweiten Frühstück wieder aus. War eine geniale Lösung. Wir deponierten überall auf unserer Reise unsere schweren Sachen in einem Lokal. Damit konnte der Wirt sicher sein, daß es Geld gibt und wir wußten unsere Sachen in guten Händen. Weiter geht es auf gut ausgebauten  Straßen durch das Taurusgebirge Richtung Adana. Wir erreichen die Küste des Mittelmeers und es ist dementsprechend heiß. Wie angenehm war es da im Gebirge! Wir beenden den heutigen Tag in Mersin, wo wir  Bruno treffen. Es gibt wieder einiges zu erzählen. Diese Nacht bleiben wir in der Wohnung von Davids Bekannter. Diese arbeitet hier im Auftrag der EU zum Schutz der Meeresschildkröten. Und tatsächlich. Auf dem Rückweg vom Abendessen, kommen wir an Nestern vorbei, wo gerade Schildkröten schlüpfen und auf den Weg zum Wasser sind. Leider nicht alle, da sie durch das Licht der am Strand befindlichen Hotels in die falsche Richtung paddeln. Und dies versuchen wir an diesem Abend zu verhindern. Mit einer Taschenlampe vor uns im Rückwärtsgang Richtung Wasser, lotsen wir die kleinen Schildkröten ins Meer. Ein unvergeßliches Erlebnis!

24. August 2011

Tag 13: Mersin – Silifke – Mut – Konya


Die Nacht mit den Schildkröten war doch länger. Oder die möglichen Stunden zum Schlafen zu wenig. Egal. Wir packen unsere Sachen zusammen, beladen unsere Motorräder wie sonst nur die Tuaregs die Kamele und verabschieden uns herzlich von Davids Bekannter. Nicht ganz ausgeschlafen und das ganze noch ohne Frühstück verlassen wir Mersin und fahren entlang dem Meer nach  Silifke. Auf dem Weg dorthin, finden wir ein Lokal, wo zumindest eine Hinweistafel auf ein gutes Frühstück hinweist. Aber wir sind einfach zu früh dran für dieses Lokal. Zwar bekommen wir einen Kaffee und Tee sowie eine Speisekarte. Aber bis zur Bestellung sollte es doch einen Weile dauern. Der Grund war dann auch schnell ersichtlich. Ungefähr 180cm, männlich, verschlafen mit dem Versuch höflich zu sein. Interessante Mischung. Ob der in dem Moment von Touristen begeistert war? Aber, die Sandwichs und der Salat waren frisch und gut. Dann läutet das Telefon. Bruno. Er ist vor uns und warnt vor starkem, böigen Wind auf dem Weg nach Mut. Und er sollte Recht behalten.
Vorbei an der Zitadelle von Silifke, welche auf einem Hügel 160m über dem Meer thront, biegen wir in das Tal des Göksu, das uns durch das Taurusgebirge nach Mut führt. Wunderbare Landstraße durch dichten Pinienwald mit herrlichem Asphalt und noch feineren Kurven. Aber auch Wind, viel böiger Wind. Verstärkt durch die ansteigende Temperatur, pfaucht der Wind wütend um jede Kurve. Es sieht so aus, als hätte er etwas dagegen, nach Mut zu gelangen. Neben teilweisen, kilometerlangen Baustellen befindet sich auch schwarzes Bitumen auf der Straße. Sieht feucht und schmierig aus. Wir reduzieren das Tempo, denn jetzt unfreiwillig abzusteigen wünscht sich niemand. Und da ist er plötzlich wieder. Unser Bruno mit seinen Lieblingsbeschäftigungen. Rauchen und fotografieren. Aber dabei geht es ihm gut. Wir vereinbaren uns in Mut zum essen zu treffen und fahren weiter. Mut ist ein Dorf mit regem Treiben und durch Handwerksbetriebe geprägt. Wir halten vor einem Fleischer mit ein paar Tischen, wo gerade der riesige Grill angeheizt wird. Die Bestellung erfolgt, indem du zur Fleischvitrine gehst, das Fleisch oder Spieße aussuchst, und dann noch festlegst, wie groß die Portion sein soll. Super. Das ganze wird von einem Mädchen organisiert und der Vater bzw. Bruder übernehmen die Zubereitung des Essens. Die Bezahlung selbst regelt dann wieder das Mädchen. Verständigen können wir uns auf English. Ist immer wieder interessant, wie das Mädchen zwischen uns und der Familie übersetzt. Aber auch hier spüren wir es wieder. Du bist als gerne gesehener Gast sofort willkommen, kommst gleich mit der ganzen Familie in Kontakt und erhältst gutes und reichliches Essen zu einem sehr günstigen Preis. Wir müssen weiter. Wir verabschieden uns wieder von Bruno, der die längere Route nach Konya wählt. Wir vereinbaren, die nächsten Tage mittels SMS in Kontakt zu bleiben. Jetzt, nach dem guten Essen ist die Müdigkeit von in der Früh gänzlich verflogen und der Kopf wieder klar. Ist auch gut so. Wir fahren über einen Paß auf gut ausgebauten Straßen mit wenig Verkehr. Auch der Wind läßt nach, sodaß wir die Fahrt richtig genießen können. Bald ist Karaman erreicht. So Ampeln stören tatsächlich. Verstehe, warum diese manchmal nur als Beleuchtungskörper gesehen werden. Also nach links und rechts geschaut und weiter. Dann der erste Hinweis auf Catalhöyük. Wir verlassen die breite Durchzugsstraße und biegen ab auf Landstraßen. Da bewegt sich natürlich alles, was auf der Bundesstraße nichts verloren hat. Also aufpassen. Wenig später stehen wir vor der ausgegrabenen Siedlung aus der Jungsteinzeit. Mittels Radiokohlenstoffdatierungen wurde der Bestand der Siedlung auf  7400 bis 6200 v. Chr. datiert. Aufgrund  der gut gewählten Lage auf dem ausgedehnten Schwemmfächer des Carsamba Flusses, schätzt man die Anzahl der gleichzeitig im Dorf lebenden Personen auf bis zu 2500.
Es ist heiß auf der anatolischen Hochebene und nicht mehr weit nach Konya. Und wieder diese glitschige Bitumensauce, welche extrem rutschig ist und dir, wenn frisch aufgespritzt, das ganze Motorrad versaut. Auf Landstraßen  erreichen wir Konya, die Hauptstadt der Provinz Konya. Die Stadt liegt auf 1200m Seehöhe und ist das geistige Zentrum für Anhänger des Sufismus. Eine sehr konservative Richtung des islamischen Glaubens, welches wir auch bei der Suche nach unserem Hotel bemerken. Nirgends in der Türkei wurden wir auf dem Motorrad beschimpft oder angehupt. In Konya schon. Wir finden ein feines Hotel mit schöner Dachterrasse und Blick über Konya. Einziger Nachteil. Kein Bier. Nur Cola oder Tee. Auch gut. Wir gehen trotzdem durch die Stadt und beobachten das Treiben. Wir essen in einem Restaurant mit Tischen auf der Straße. Sind fast alleine in dem Lokal. Ramadan. Und da wird erst nach Sonnenuntergang gegessen. Wir bekommen trotzdem unser Abendessen. Lamm mit Cola. Aber was für ein Lammgericht! Haben noch selten so ein gutes Lamm  gegessen. Es ist finster. Das Mausoleum und die Haci Veyiszade Moschee erstrahlen erhaben in den jetzt eingeschalteten Scheinwerfern. Deren Besuch haben wir uns für morgen vorgenommen. Am Weg zurück ins Hotel, ist niemand auf der Straße. Die Leute sind alle in den Lokalen oder sitzen davor und können endlich Abendessen. Frauen, Männer und Kinder, für alle ist das fasten bis zum Morgen vorbei. Und das wird ausgiebig genutzt.
Am Morgen am Weg zum Mausoleum von Mevlana Dschalal ad–Din Rumi, dem Begründer des Mevlevi  Ordens, heute ein Museum und Wallfahrtsort frommer Muslime, spazieren wir noch durch den beeindruckenden, sehr gepflegten Friedhof der Stadt. Einen hohen Bekanntheitsgrad genießen auch heute noch die tanzenden Derwische der Mevlevi. Gegen Mittag verlassen wir Konya mit gemischten Gefühlen. Einerseits eine moderne Stadt, auf der anderen Seite spürten wir hier nicht die sonst übliche freundliche Stimmung gegenüber uns Ausländern. Soll sein.

23. August 2011

Tag 14: Konya – Beysehir – Egirdir

Wir starten noch vor Mittag und machen uns auf den Weg Richtung Westen mit Ziel Beysehir. Kommen auf den schön ausgebauten Straßen gut voran und erreichen das an einem 2652 km² großen See gelegene Beysehir. Nett, aber das wars auch schon. Wir fahren Richtung Südwest, um dann die Straße entlang des Westufers Richtung Norden zu nehmen. Auf der Fahrt entlang der wunderschönen, engen Straße entlang des Sees steht plötzlich eine Fahrverbotstafel. Einfach so. War`s das? In der Nähe sehen wir ein Dorf. Also hin und fragen. Auf dem Dorfplatz sitzt ein alter Mann und raucht. Möchte nicht wissen, was er sich in dem Moment gedacht hat, als da 2 Motorräder mit 3 Leuten in voller Motorradmontur und einer Straßenkarte in der Hand auf ihn zukommen. Er war entweder steif vor Angst oder total relaxed. Er war relaxed. Nachdem wir die Karte vor ihm am Tisch ausgebreitet hatten und ihn in Zeichensprache nach dem Weg fragten und dann in seinem Gesicht den ungläubigen Ausdruck sahen, wussten wir, dass da mit keiner Antwort zu rechnen war. Und manchmal gibt es ihn doch, diesen heiligen Geist. Diesmal in Form einer jungen Türkin. „Ihr könnt`s ruhig weiterfahren!“ schallt es über den Dorfplatz. Diesmal hätte mich unser Gesichtsausdruck interessiert. „Ich lebe in Deutschland und bin hier auf Urlaub“ war die Erklärung.  Unglaublich. Mitten im Nirgendwo triffst du Leute, die deine Sprache sprechen und dir weiterhelfen. Erleichtert, den eingeschlagenen Weg weiterfahren zu können, setzen wir die Reise fort. Eng, kurvenreich aber mit wunderbaren Ausblicken schlängelt sich die Straße entlang des Sees. Die „gefährliche“ Stelle während der Baustelle, war eine fehlende Fahrspur. Daß rund 10 km nicht asphaltiert sondern wirklich Baustelle waren, stört auf einer Enduro nicht wirklich. Was aber schon stört, sind die hinter einer Kurve gemütlich grasenden Kühe mitten auf der Straße. Aber auch an das kann man sich gewöhnen. Man hat ja Zeit. Und hell ist es um diese Jahreszeit ja sowieso bis am späten Abend.
Pause machen wir dann in Ergidir. Eine Pizzaschnitte sollte reichen. Wollen ja noch weiter bis Dinar. Aber eigentlich befanden wir uns am Anfang einer Halbinsel. Plötzlich waren da die Erinnerungen an Sirmione am Gardasee. Ähnlich sah es auch hier aus. Also Planänderung und Zimmer suchen. War nicht wirklich schwer. Nach 20 Minuten sitzen wir auf der Uferterrasse bei einem kühlen Bier und schauen auf den See und auf die ihn umrahmenden Berge. Kein schlechtes Leben, was wir da führen. Mit Fisch aus dem See und einem Entspannungsbier beenden wir diesen Tag.

22. August 2011

Tag 15. Dinar – Pamukkale

 

Frühstück im Sonnenschein bei angenehmer Temperatur. Spiegelglatt liegt der See vor uns. Was will man mehr! Doch wir können hier nicht endlos bleiben. Unser nächstes Ziel heißt Pamukkale. Da wir gestern nicht unser geplantes Etappenziel erreicht haben, müssen wir eben heute rund 100 km länger als geplant fahren. Auch kein Problem, da die Straßen sehr gut sind und der Verkehr sich in Grenzen hält.  Beim Eintreffen in Denizli sehen wir bereits die ersten Hinweisschilder auf die weißen Sinterterrassen. Pamukkale liegt  21 km nordöstlich von Denizli. Keine 15 Minuten also und wir sehen die weiße Pracht bereits aus der Entfernung. Wir finden in unmittelbarer Nähe des Eingangskiosks ein nettes Restaurant mit Divan und Baumhaus. (Sollte am Abend unser Treffpunkt werden) Wir sitzen mal entspannt im Schatten, trinken Tee und sind fasziniert von dieser Naturschönheit. Die beeindruckenden Kalksinterterrassen entstanden über Jahrtausende, durch kalkhaltige Thermalquellen. Die Terrassen sind als Weltkulturerbe der UNESCO anerkannt. Damit sind wir aber bereits bei der Schattenseite für diese Attraktion angelangt. Die unglaubliche Anzahl an Besuchern. Busweise werden die Terrassen erklommen, die Thermalbecken sind zum Bersten mit Badenden gefüllt, und wäre da nicht ein Wärter, würden die Touristen auch in den Sinterterrassen baden. (Aufgrund der entstandenen Schäden ist das Baden in den Sinterterrassen verboten!) Pamukkale bietet jedoch neben den Sinterterrassen auch noch den antiken Ort Hierapolis. Erhalten sind noch eine ausgedehnte Nekropole mit verschiedenen Gräbertypen, Apollotempel und Plutonium, ein großes Stadttheater sowie die Philippus Kirche. Durstig kehren wir wieder in „unser“ Lokal zurück, wo Henry wartet. Auch Bruno ist bereits eingetroffen. Es wird ein entspannter Nachmittag mit wunderbarer Aussicht. Henry und Bruno beschließen die Terrassen erst am Abend bei  untergehender Sonne zu besteigen. Interessante Stimmung, da mit der Abenddämmerung   auch die künstliche Beleuchtung aktiviert wird und dies ein prächtiges Schauspiel erzeugt. David und ich genießen dies Spektakel bereits aus dem von uns bezogenen Baumhaus auf bequemen Divan bei Effes und Shisha. So schön kann reisen sein!!

21. August 2011

Tag 16: Pamukkale – Izmir

 

Wir verlassen Pamukkale am Vormittag und brechen auf Richtung Nordwesten nach Izmir. Auf guten Straßen ist die Fahrt entspannt und nicht wirklich lang. Was wir aber das erste Mal beobachten können, ist das Trocknen von Trauben. Auf riesigen Tüchern gleich neben der Straße liegen die abgeschnittenen Trauben in der Sonne und werden regelmäßig mit etwas Wasser besprüht. Hier entstehen Rosinen!!! (Ob da alles so Bio ist?)
Izmir liegt an der türkischen Ägäisküste am Golf von Izmir mit knapp 3 Millionen Einwohnern und ist die drittgrößte Stadt der Türkei. Als Wahrzeichen der Stadt gelten der Saat Kulesi (Uhrturm) und das Atatürk-Denkmal auf dem Cumhuriet Platz. Nach dem Erreichen unseres Hotels in unmittelbarer Nähe des großen Bazars, gilt es eine Fahrgelegenheit nach Ephesos zu finden, um die berühmten Ausgrabungsstätten zu besuchen. Selber fahren wollten wir die 80 km je Richtung nicht mehr. Also Taxi oder Bus. Beides erwies sich als nicht realistisch. Also: Stadtbesichtigung. Neben dem Bazar, wo offensichtlich alle Einwohner gleichzeitig mit uns einkaufen gingen, gibt es nicht wirklich viel zu sehen. Ist eine Stadt an der Küste und dementsprechend langläufig. Die Vorstellung, da stundenlang umherzulaufen, war nicht rasend interessant für uns. Henry war müde und ging daher relativ zeitig zu Bett. David und ich tranken noch in der Kneippe neben dem Hotel, nur Männer, noch ein Bier und besprachen noch die weitere Route. Für uns war klar, daß wir nicht wie Bruno durch Albanien heimfahren wollten. Dafür war die Türkei doch zu interessant. Wir planen stattdessen unser kulturelles Programm um die Meteoraklöster zu erweitern und dafür dann mit der Fähre von Igoumenitsa nach Venedig zu fahren.